Zentriert statt verloren: Wenn alle Themen ihren Platz finden.

Im September 2025 habe ich mich dazu entschieden, eine Therapie bei einer Psychologin anzufangen. Freiwillig und entschlossen. Entschlossen hinzuschauen, mich in allen Facetten zu öffnen und richtig einzutauchen. Entschlossen, Muster abzulegen und sie nicht noch weitere 30 Jahre mitzutragen.

Wie bin ich vorgegangen?
Ich recherchierte einige Tage: Wer könnte zu mir passen? Wer sieht den Menschen ganzheitlich? Wer stellt nicht einfach eine Diagnose und stempelt einen gemäss Checkliste ab? Wer denkt weiter, wer nimmt mich ernst und hat die Gabe, mich wirklich zu sehen?

Exkurs: Was ist der Unterschied zwischen Psychologen und Psychiatern?

Psychologen:
– Schwerpunkt: Verstehen, Diagnostik, Gespräche, Verhalten, Emotionen
– Keine Medikamente
– Fokus: Gespräche, Tests, Begleitung, Entwicklung von Strategien
– Verstehen und Begleiten stehen im Vordergrund

Psychiater:
– Dürfen Medikamente bzw. Substanzen verschreiben
– Blick stärker auf die medizinisch-biologische Seite psychischer Erkrankungen
– Arbeiten oft mit Diagnosen, Medikamenten und Verlaufskontrollen
– Fokus liegt mehr auf Behandlung im medizinischen Sinn

Somit öffne ich nun Tag für Tag die einzelnen Pandora-Büchsen meines Lebens, meines Ichs und meiner Wahrheit.

Irgendwann im Dezember kam mir der Gedanke, dass sich das bekannte Mantra „Go with the Flow“ für mich irgendwie zu lasch anfühlt. Sich nur treiben zu lassen – ohne Struktur und ohne Mitte – bin ich das? Nein. Es braucht etwas anderes, ein neues Mantra. Ich will mich selbst entdecken, daran wachsen und trotzdem mit meinem Lebensfluss gehen. Es soll leicht und unbeschwert sein.
Go … Grow? Ja, das ist es: „Grow with the Flow“.

Sofort hatte ich einen inneren Aha-Moment.

Während ich also meine Themen herauskristallisiere und verarbeite, mich selbst mit meinem wahren ICH kennenlerne und dabei alte Muster loslasse (die teilweise nicht einmal mir gehören), kann ich laufend daran wachsen.

Was bedeutet dieses Mantra „Grow with the Flow“ für mich?
– Wachstum ohne Zwang
– Vertrauen in den Prozess
– Beweglichkeit und Offenheit

Exkurs: Was ist ein Mantra?
Ein Mantra ist eine innere Erinnerung, die wirkt, weil man sie lebt – nicht, weil man sie erklärt.

Und weiter?
Am Anfang habe ich mich von jedem neuen oder alten Thema einnehmen lassen. Das heisst: War gerade das Thema Kindheit präsent, dachte ich, ich müsse alles stehen und liegen lassen und dieses Thema allgegenwärtig machen. Dann kam wieder das Thema Arbeit, Menschen usw. Immer wieder dachte ich, ein aktuelles Thema sei gross und müsse durch mich sofort gelöst werden. Nein, muss es nicht.

Nur weil ein neues und/oder altes Thema an die Oberfläche kommt, heisst das nicht, dass sich alles darum drehen muss. Ich will im Einklang sein, ich will zentriert sein und nicht das Thema in den Fokus stellen, sondern mich – mich als Ganzes.

Was heisst das also?
Ich bin die Mitte, ich bin das Zentrum, und die Themen kreisen um mich – nicht umgekehrt. Diese Sichtweise hat sich nun in mein Gehirn eingebrannt. Sie klingt für mich logisch. Denn wenn die Themen um mich kreisen, kann ich sie be- und verarbeiten, kann sie abschliessen, loslassen, daran wachsen und bin während dieses kompletten Prozesses in meiner Mitte.

Warum ist das gesund?
Normalerweise wünsche ich mir, dass etwas Anstrengendes und Herausforderndes schnell vorbei ist und baldmöglichst erledigt wird. Neu lebe ich danach, dass ich der Verarbeitung wie auch den verschiedenen Themen Raum geben will – und dass es in diesem Zusammenhang nichts zu „erledigen“ gibt.

Wenn ich ein Thema wirklich annehme und mich damit befasse, darf es mich begleiten. Ich nehme es an. Ich darf den kompletten Prozess sogar geniessen. Viele verbinden das Wort „geniessen“ nur mit den vermeintlich schönen Dingen. Ich habe für mich beschlossen, dass ich auch das Weinen, das Traurigsein, das zeitweise Keine-Lösung-Haben und offene Fragen im Kopf geniessen will.

Warum?
Weil es mir zeigt, dass ich lebe – mit jeder Faser meines Körpers. Wenn ich als ganzheitliches Individuum authentisch meinen Weg gehen will, braucht es jede Faser und jede Facette von mir.

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Erst entdecken, dann entwickeln: die Kunst der Rückkehr zur Neugier auf mich selbst.